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Librio - 100000 Bäume gepflanzt - 100000 Bücher gespendet

Weshalb Librio nicht gerne über das Pflanzen von Bäumen spricht – und trotzdem 100’000 Bäume gepflanzt hat

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Kann man es mit der Philanthropie übertreiben?

 

“Müsst ihr wirklich so viele gute Sachen tun? Es wirkt so, als ob ihr schuldig seid und mit euren Aktionen etwas verdecken wollt.”

 

Das war 2018. Damals sassen wir mit unseren Startup-Coaches zusammen und haben versucht, unsere ökologischen und sozialen Projekte so zu formulieren, ohne dass diese zum Zungenbrecher werden. 

 

Das klang in etwa so: “Sämtliche Produkte von Librio werden auf 100% recyceltem Papier gedruckt; für jedes verkaufte Buch pflanzen wir zudem einen Baum und spenden ein Buch an ein Kind ohne Zugang zu Bilderbüchern.”  

 

Abgesehen davon, dass dies nicht sehr elegant klang, roch es etwas zu sehr nach Gutmensch.

 

Das hat uns zum Nachdenken angeregt: Wie wirkt es nach aussen, wenn wir so kommunizieren? Kann man es damit auch übertreiben?

Start with why

Simon Sinek sagt, dass wie oder was man tut nicht annähernd so bedeutend ist, wie der Grund, weshalb man etwas tut. 

 

Warum tut Librio also all diese Dinge?

 

Ist es nur eine Marketing-Message, um die Leute vom Kauf unserer Bücher zu überzeugen?

 

Auch wenn wir nicht gerne mit dem Finger auf andere Unternehmen zeigen, so gibt es leider viele Unternehmen, die greenwashing betreiben und der Umwelt trotz grüner Slogans eher schaden, als nutzen

 

Ist es, weil wir uns schuldig fühlen und versuchen, etwas zu verdecken? 

 

Siehe die CSR Programme gewisser Öl- und Tabakfirmen.

 

Ist es, weil wir Produkte machen, die eine direkte Auswirkung auf die Umwelt haben, wenn sie gekauft werden? 

 

Siehe Bio-Food

 

Ist es, weil Librio gegründet wurde, um eine bestimmte Sache direkt zu unterstützen? 

 

Siehe TOMS: Die Schuhmarke, die das One for One Prinzip geprägt hat (= pro verkauftem Paar Schuhe wird ein Paar gespendet), wurde gegründet, um Kinder in Argentinien mit Schuhen zu versorgen. 

 

Ist es, weil wir finden, dass es heutzutage die Pflicht eines jeden Unternehmens sein sollte, nachhaltig zu handeln?

 

Wir haben Librio gegründet, um wunderbare und magische Kinderbücher für unsere Kinder zu erstellen. Produkte, die wir als Kunden selbst gerne kaufen würden. 

 

Wir wollten ein Unternehmen gründen, das die Welt, in der diese Kinder aufwachsen werden, im besten Fall ein kleines bisschen besser macht. Obwohl dieser Gedanke von Anfang an ein elementarer Teil unserer Vision war, war er nicht der Grund, warum wir Librio gestartet haben. Vielmehr sind es Wertvorstellungen, die das Gründerteam einen.

Librio - Mehr als ein Buch

Mehr als ein Buch

 

Als das “warum” geklärt war, wurde auch die Kommunikation einfacher.

 

Die Botschaft sollte nicht lauten: “Kauft unsere Bücher, weil wir Bäume pflanzen” oder “Kauft unsere Bücher, weil sie auf 100% recyceltem Papier gedruckt sind”, oder “Kauft unsere Bücher, weil wir Bücher spenden.” 

 

Die Message sollte sein: “Kauft unsere Bücher, weil ihr unsere Produkte genau so toll findet wie wir”. 

 

Und wenn ihr euch dafür interessiert, wie unsere Bücher produziert werden, oder welche sozialen und ökologischen Projekte wir als Unternehmen unterstützen, dann wollen wir euch diese Information nicht vorenthalten. Es sollte aber nicht der Grund sein, weshalb ihr unsere Produkte kauft. 

 

Und so kamen wir auf den einfachen aber wunderbaren Slogan, der all unsere Projekte und Werte zusammenfasst: “Mehr als ein Buch”. Er sagt sowohl etwas über die Art der Produktion als auch über unser Engagement aus, ohne es Kunden direkt vor die Nase zu halten. 

 

Zurück zu unserer Ausgangsfrage: Kann man es mit der Philantropie übertreiben? Wenn wir Gutes nicht tun, um Euch vom Kauf unserer Produkte zu überzeugen, sondern einfach weil wir es aus eigenem Antrieb tun, wieviel Gutes darf man dann als Unternehmen tun? Die Antwort: Soviel, wie man möchte und soviel wie man kann. Diese Entscheidung liegt bei uns. 

 

Leider bekommt man als engagiertes Unternehmen auch regelmässig Gegenwind zu spüren. Es scheint, dass man sich umso mehr rechtfertigen muss, je mehr man tut. Diesen Personen sei gesagt: Wir geben unser Bestes und haben jederzeit ein offenes Ohr für konstruktive Verbesserungsvorschläge. 

Librio - 100000 Bücher

Was Librios Engagement wirklich bedeutet 

 

Es fühlt sich ein bisschen falsch an zu sagen “Wir haben uns entschieden, nicht über all das Gute zu reden, das wir tun" und dann einen langen Blogpost darüber zu schreiben. Wir finden aber, dass es gewisse Anlässe verdient haben, dennoch Erwähnung zu finden.

 

Diesen Monat haben wir unser 100’000stes Buch verkauft. Damit haben wir sowohl unseren 100’000sten Baum gepflanzt als auch unser 100’000stes Buch gespendet. Diese Zahlen machen uns stolz. Wir finden, dass dies deshalb ein guter Moment ist, zu reflektieren, was diese Zahlen eigentlich bedeuten. 

 

In einer Welt, in der sich viele Unternehmen zu PR Zwecken “grün” oder “sozial” auf die Fahnen schreiben, ist es für Konsumenten gar nicht so einfach zu unterscheiden, wer es ernst meint und wer nicht. 

 

Deshalb versuchen wir, immer so transparent wie möglich zu kommunizieren. Wir könnten nun sagen: “Wir spenden 10% unseres Profits.” Da Profit aber immer sehr relativ ist und sich einfach manipulieren lässt, bevorzugen wir absolute Zahlen. 

 

Was kostet uns unser Engagement also? Pflanzt Librio die Bäume selbst? Werden Librio-Bücher in Kambodscha gespendet?

Librio Charity Partners - Room To Read - Trees for the future

So viel spendet Librio pro verkauftem Buch:

Um ein Buch via Room To Read zu spenden, zahlen wir 1 USD.

Um einen Baum via Trees for the Future zu pflanzen, zahlen wir 0.10 USD. 

 

Das bedeutet, dass wir für die 100’000 Bücher, die wir verkauft haben, 110’000 USD an unsere Partnerorganisationen gespendet haben. 

 

Eine Frage bleibt: “Kostet es wirklich so wenig für die Charities, einen Baum zu pflanzen bzw. Ein Buch zu spenden?”

 

Die Antwort ist “jein”. Zwar ist dies der offizielle Betrag, den die Organisationen dafür ausrufen, allerdings handelt es sich um symbolische Beträge. Beide Organisationen haben wir mit grösster Sorgfalt und erst nach vielen persönlichen Gesprächen ausgesucht. Es handelt sich dabei um seriöse Partner, die jahrzehntelange Erfahrung vorweisen können und schon mehrere 100 Millonen USD an Spenden eingenommen haben. Auch werden sie von den höchsten Finanzbehörden der USA regelmässig auf Herz und Nieren geprüft. Vom Charity Navigator, einer unabhängigen Plattform, die Charities bewertet, bekommen beide Organisationen Bestnoten. Wir dürfen also davon ausgehen, dass die Spenden in guten Händen sind. Würden wir das Geld selbst ausgeben, so könnten wir es niemals und nicht annähernd so wirkungsvoll und effizient wie unsere Partner tun. 

 

In Tat und Wahrheit ist die Zahl, was ein Buch oder ein Baum wirklich kostet, nicht so wichtig, solange die Spenden ihre Wirkung haben. Wir haben unsere Partner ausgesucht, weil sie beide einen ganzheitlichen Ansatz haben. Nur so kann ein möglichst effizienter und nachhaltiger Einsatz von Spenden erzielt werden:

 

Room to Read spendet zum Beispiel nicht nur Bücher. Sie verfolgen das übergeordnete Ziel, Alphabetisierung in Entwicklungsländern zu fördern. Hierzu arbeiten sie direkt mit Regierungen an Programmen, um Kinder und insbesondere Mädchen eine Schulbildung überhaupt zu ermöglichen. Während Corona hat Room To Read 12 Millionen Haushalte mit Schullektionen via Radio versorgt, so dass die Kinder nicht gänzlich auf Schulbildung verzichten müssen. 

 

Trees For The Future pflanzt nicht einfach nur Bäume, sondern sie tun es im Rahmen eines Programms für regenerative Landwirtschaft, die es lokalen Bauern ermöglicht, von den Erträgen des Programms zu leben und sich eine Zukunft aufzubauen.

Und weshalb redet Librio nicht gerne über das Bäumepflanzen?

 

Seit wir mit Librio 2017 gestartet sind, haben wir mehr und mehr solcher Marketingkampagnen auf Social Media gesehen: “Für jedes X pflanzen wir einen Baum”, “Diese Socken pflanzen Bäume”, “Diese Kettensäge pflanzt Bäume”. Einige dieser Unternehmen verwenden Bäume sogar für ihr Logo, da es ein so wichtiger Teil ihrer Botschaft ist.

 

Versteht uns nicht falsch. Jeder (sinnvoll!) gepflanzte Baum ist ein Gewinn für unseren Planeten. Schliesslich handelt es sich dabei um eine der effektivsten Methoden, den Klimawandel zu bekämpfen. Einige Unternehmen, so wie 10tree, haben beeindruckende Erfolge vorzuweisen (43 Millionen Bäume bis heute).

 

Auch wenn diese Unternehmen von ehrlichen und ehrenhaften Zielen getrieben werden, so wissen wir, dass es “nur” 0.10 USD kostet, einen Baum zu pflanzen. Reicht das eurer Meinung nach aus, um ein Produkt zu kaufen, selbst wenn dieses vielleicht selbst gar nicht nachhaltig produziert wurde?

 

Da es mitlerweile so viele baumpflanzende Unternehmen gibt, haben wir Respekt davor, in den gleichen Topf geschmissen zu werden. Wir hoffen nämlich, dass das reine Bäumepflanzen irgendwann als Kaufargument nicht mehr genügen wird.

 

Unsere Botschaft an diese Unternehmen ist keineswegs, mit dem Baumpflanzen aufzuhören - aber bitte macht dies nicht zum Hauptargument, weshalb man eure Produkte kaufen sollte. Das wird den oftmals guten Produkten nämlich nicht gerecht. 

 

Und so einfach wie es klingt, aber auch Produkte mit “Carbon Offsets” reinzuwaschen ist der falsche Ansatz. In erster Linie sollten Produkte so nachhaltig wie möglich produziert werden. Comedian Monika Gruber hat dies mal sehr treffend formuliert: 

 

“Carbon offsetting ist wie wenn man jemanden verhaut und ihm danach den Arzt bezahlt.” 

 

Wenn ihr mehr über unsere Charities wissen wollt, dann erfahrt ihr hier mehr: 

Room To Read

Trees For The Future

Noch immer nicht genug? Sollte es euch interessieren, welche Odyssee zu unserem jetztigen Recyclingpapier geführt hat, dann lest hier, warum Toilettenpapier und Tabak uns 2019 vor erhebliche Probleme gestellt haben.