So gelingt die zweisprachige Erziehung
4 minute readDie ersten Worte eines Kindes sind etwas ganz Besonderes. Schritt für Schritt lernt das Kind, sich zurechtzufinden und sich in einer neuen Sprache auszudrücken. Besonders spannend wird es, wenn das Kind noch eine weitere Sprache dazulernt und eine zweisprachige Erziehung erhält.
Unser zweisprachiges Bildwörterbuch „100 Wörter“ unterstützt dein Kind dabei, den Wortschatz in verschiedenen Sprachen auf spielerische Weise zu erwerben. In Zusammenarbeit mit Dr. Stephanie Wermelinger, promovierte Entwicklungspsychologin an der Universität Zürich, haben wir die wichtigsten Tipps zusammengestellt, damit du dein Kind in der zweisprachigen Entwicklung optimal unterstützen kannst.
Tipps für die zweisprachige Erziehung
1. Starte so früh wie möglich
Beginne schon früh, mit dem Kind in deiner Muttersprache zu sprechen.
Je früher Kinder damit beginnen eine Sprache zu lernen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Sprache auch auf dem Muttersprachniveau beherrschen.
Eine Studie hat gezeigt, dass zweisprachige Kinder sprachlich unterschiedliche Systeme schon vor dem ersten Lebensjahr erkennen können. Je früher das Kind also mit unterschiedlichen Sprachen in Berührung kommt, desto leichter und schneller erkennt und lernt es ihre Systeme und Eigenheiten.[1] Eine zweisprachige Erziehung muss aber nicht zwingend gleich ab Geburt erfolgen: Eine neue Studie des MIT hat gezeigt, dass Kinder durchaus lange das Potenzial haben, eine Zweitsprache auf dem Niveau einer Muttersprache zu erwerben – und zwar noch bis zum 18. Lebensjahr. Dieses Potenzial nimmt aber bereits ab dem zehnten Lebensjahr ab: mit steigendem Alter fehlt dem Kind nämlich die Zeit, mit jenen mitzuhalten, die in ihrer Zweisprachigkeit schon früh gefördert wurden.[2]
2. Das Sprachumfeld ist wichtig
Ob mit dem Onkel oder mit der Oma – biete dem Kind die Möglichkeit, mit verschiedenen Menschen in deiner Muttersprache zu kommunizieren.
Es hängt natürlich von verschiedenen Faktoren ab, wie gut und schnell sich ein Kind sprachlich entwickelt. Dabei spielt aber das gesamte Sprachumfeld des Kindes sowie auch seine persönliche Entwicklung eine wichtige Rolle. Interagiert das Kind mit unterschiedlichen Personen, ist das für die Sprachentwicklung förderlicher als die gleiche Anzahl von Stunden, in denen es nur mit einer Person kommuniziert.[3] So lernen Kinder zum Beispiel, dass unterschiedliche Leute verschiedene Worte für das Gleiche benutzen: der Vater sagt „Kamin“ und die Tante „Schornstein“.
3. Wichtig ist die Qualität des sprachlichen Einflusses
Spreche mit dem Kind in der Sprache, in der du am kompetentesten bist.
Studien haben gezeigt, dass es in der zweisprachigen Erziehung nicht nur darauf ankommt, wie oft mit dem Kind gesprochen wird. Es kommt tatsächlich auch auf die Qualität des sprachlichen Einflusses an. Je kompetenter der sprechende Elternteil in der eigenen Sprache ist, desto besser wird auch die Sprachkompetenz des Kindes ausgebildet.[4]
4. Bleib dran!
Bleib dran und versuche so oft wie möglich, mit dem Kind in deiner Muttersprache zu kommunizieren.
Kinder entwickeln ihre Sprachkompetenz schneller in einem Sprachumfeld, in dem eine Sprache öfter mit ihnen gesprochen wird. Auch wenn das Kind deine Sprache in der Kita oder Schule nicht braucht – es ist wichtig, dass du das Kind in dessen Sprachgebrauch kontinuierlich förderst.[5] Zweisprachigkeit im Kindesalter garantiert nämlich nicht immer auch Zweisprachigkeit im Erwachsenenalter.
5. Gestalte deinen Spracheinfluss so interaktiv wie möglich!
Den Fernseher einschalten und das Kind berieseln lassen, kann manchmal ganz schön verlockend sein. Fernsehen wirkt sich aber nicht sehr förderlich auf die Sprachentwicklung des Kindes aus. Vielmehr soll der Spracheinfluss in der zweisprachigen Erziehung so interaktiv wie möglich gestaltet werden.
Das gemeinsame Lesen von Büchern bietet hier eine besonders wertvolle Unterstützung, wenn es um den Erwerb einer Sprache geht.[3] Lies also vor, frag nach und diskutiere mit dem Kind. So wird es mehr dazu aufgefordert, sich selbst aktiv am Gespräch zu beteiligen.[6]
Weitere spannende Informationen zur Zweisprachigkeit findest du in diesem Blogartikel.
Unser bilinguales Bildwörterbuch
Mit „100 Wörter“ feiern wir die wunderbare zweisprachige Wörterwelt! Das Buch nimmt das Kind mit auf eine spannende Reise durch die Jahreszeiten. Auf spielerische Weise können Kinder die Gegenstände, Farben und mehr erkunden.
Unser Bildwörterbuch soll es dem Kind ermöglichen, den eigenen Wortschatz mit Leichtigkeit und Freude zu erweitern. Die bunten Illustrationen helfen dabei, sich einzelne Begriffe schneller und besser merken zu können – denn schon Kleinkinder können Bilder intuitiv entschlüsseln und aufnehmen. Werden also Bilder noch mit neuen Wörtern verknüpft, dann bilden sie für das Kind eine Einheit, welche es noch schneller verarbeiten und abspeichern kann.[7] Ein wunderbares Buch für die zweisprachige Erziehung!
[1] Vgl. Hoff 2015: 485f.
[2] Vgl. Hartsthorne 2018: 263ff.
[3] Vgl. Hoff 2015: 494.
[4] Vgl. Hoff 2015: 498f.
[5] Vgl. De Hower 2007: 419ff.; vgl. auch Kohnert 2002: 352ff.
[6] Vgl. De Houwer 2007: 421.
[7] Vgl. Strauber 2020: 6; vgl. auch Van der Bijl 2006: 44.
Quellen / Sources
De Hower, A.: Parental language input patterns and children’s bilingual use. In: Applied Psycholinguistics 28/3 (2007): 411-424.
Hartshorne J. K. et al.: A critical period for second language acquisition: Evidence from 2/3 million English speakers. In: Cognition. International Journal of Cognitive Science 177 (2018): 263-277.
Hoff, E.: Language development in bilingual children. In: E. L. Bavin and L, R. Naigles (eds): The Cambridge Handbook of Child Language. Cambridge Handbooks in Language and Linguistics. Cambridge (2015): 483-503.
Strauber, B. C. et al.: Using a picture-embedded method to support acquisition of sight word. In: Journal of the European Association for Research on Learning and Instruction 65 (2020): 1-8.