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Mädchen in einer Schule in Kambodscha

Weshalb das Girls‘ Education Programme von Room To Read in Zeiten einer Pandemie so wichtig ist

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Viele Mädchen dürfen nach Corona-Pause nicht mehr zur Schule

Im September 2019 hat das Librio-Team eine Schule in Kambodscha besucht, die beim Girls Education Program unseres Charity-Partners Room To Read teilnimmt. Der Besuch war sehr eindrücklich. 

 

Der Lockdown der letzten Wochen hat unser Leben in vielen Bereichen verändert. Leider sind davon auch die Schulen und insbesondere die Schülerinnen betroffen. 1.5 Milliarden Kinder konnten zuletzt nicht mehr zur Schule gehen. Eine ähnliche Situation in den Ebola-Gebieten hat 2014 dazu geführt, dass viele Mädchen nach der Pause nicht mehr in die Schulen zurückgeschickt wurden. Gründe sind unter anderem ein Anstieg an Schwangerschaften oder dass Mädchen eher verheiratet werden, um Familien aus finanzieller Not zu befreien. Auch steigt in dieser Situation die Gefahr von sexueller Ausbeutung und Prostitution.  Weltweit warnen Hilfsorganisationen nun vor diesen Konsequenzen. Auch die Projekte von Room to Read sind davon direkt betroffen. Daher versuchen sie momentan auf die Gefahren für Mädchen aufmerksam zu machen (siehe Beiträge im  Telegraph und auf BBC). 

 

Im folgenden Beitrag wollen wir auf schönere Zeiten zurückblicken und euch das Room To Read Girl’s Education Programme vorstellen.

Bei  Room To Read in Kambodscha - Tag 3

Mit jedem gekauften Librio-Buch spendet ihr ein weiteres Buch an die Bibliotheken unseres Partners Room To Read. Im September 2019 reisten wir daher nach Kambodscha, um zu schauen, wie diese Spenden eingesetzt werden. 

Nachdem wir am ersten Tag an einer Primarschule miterleben durften, wie die Bücher gespendet werden und welche enorme Bedeutung die Bibliotheken auf den Alltag der Kinder haben (mehr dazu hier), wurden wir am 3. Tag von einer Sekundarschule empfangen, die im Girl’s Education Program (GEP) teilnimmt. 

Auch wenn Librio das GEP nicht direkt finanziell unterstützt, war der Besuch unglaublich inspirierend und hat uns darin bestärkt, mit Room To Read den richtigen Partner zur Seite zu haben. 

Wieder hiess es früh aufstehen. Unsere Reise führte uns von Siem Reap in die Nähe des Tomle Sap, dem grössten Süsswassersee Südostasiens. Abermals wurden wir vom ganzen Dorf empfangen. Die Stimmung war sehr festlich. Erstens war es der letzte Schultag vor den Ferien und zweitens war es ein Tag der offenen Tür für die Eltern.

Der Tag startete mit dem Singen der Nationalhymne. Alle sangen mit, mit Ausnahme der Mütter der Schüler - sie hatten die Hymne nie gelernt. Danach wurden die Jahresabschlussnoten der Schüler an einer Wand aufgehängt - Und siehe da - die besten Noten in jeder Klasse hatten Mädchen erzielt. Der Stolz der Eltern war nicht zu übersehen. Durchs Programm geführt haben übrigens zwei Schülerinnen. Selbstbewusst und kein bisschen nervös sprachen sie vor der gesamten Dorfgemeinschaft - Ich kann mich nicht erinnern, eine ähnlich souveräne Präsentation in einer schweizer Schule mal erlebt zu haben.

Das GEP-Programm

Das GEP unterstützt Mädchen dabei, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Elemente des Programms sind unter anderem:

 

1. Überzeugung der Community: Dass Mädchen zur Schule gehen, ist in vielen Ländern alles andere als selbstverständlich. Daher geht Room to Read in die Dörfer und versucht, den Wert von Bildung zu vermitteln. Der Tag der offenen Tür, wie wir ihn miterleben durften, ist ein wichtiger Teil davon. Sämtliche Entscheidungsträger, vom Gemeindsoberhaupt bis zu den Mönchen, nehmen daran teil. Ein weiteres Argument sind Erfolgsgeschichten, die durch die einheimischen Role Models vermittelt werden (siehe unten).

 

2. Life Skills Seminare: In diesen Seminaren werden den Mädchen Skills beigebracht, die sie zu selbstbewussten und starken Frauen ausbilden.

 

3. Die Schule als sicherer Ort: Room to Read sorgt dafür, dass die Schule nicht nur Lernort, sondern auch Treffpunkt in der Freizeit ist. Es ist ein Ort, an dem die Mädchen sicher sind und sich vor Gewalt und anderen Gefahren in ihren Dörfern schützen können.

 

4. Gegenseitige Hilfe: Selbstdisziplin ist auch im GEP ein wichtiger Erfolgsfaktor. Neben der Lernmotivation wird gegenseitige Hilfe der Schülerinnen untereinander gefördert.

 

5. Fahrräder: Eine zu grosse Entfernung zur Schule sollte nicht der Grund sein, weshalb Kinder nicht zur Schule gehen können. Room To Read stellt Kindern wenn nötig Fahrrädern zur Verfügung

Die Lektionen

 

Lektion 1: Brüllende Löwen

Natürlich waren wir die Attraktion des Tages, weshalb wir auch an sämtlichen Lektionen teilnehmen durften. Angefangen im Englisch-Unterricht, wo wir mit den Kindern ein kleines Theaterstück einstudiert haben. Sagen wir mal so: Ich kann mich nicht erinnern, eine ähnlich souveräne Löwen-Performance jemals in einer schweizer Schule gesehen zu haben, wie diejenige unseres Illustrators Nick :-).

 

Lektion 2: GEP Life Skills

Während die Englisch-Lektion sich gar nicht so stark von dem von uns bekannten Schulalltag unterschied, war das Life Skills Seminar etwas wirklich Aussergewöhnliches.

Ein paar Mal im Jahr werden die Schulen von Role Models von Room To Read besucht. Role Models sind Frauen aus der Region, die Vorbilder und Mentorinnen für die Schülerinnen sind. Meist haben sie selbst eine der Schulen besucht und danach einen erfolgreichen und selbstbestimmten Weg eingeschlagen.

Ziel der Lektionen ist es, gewisse Life-Skills zu erlernen, mithilfe derer sich die Mädchen in der Gesellschaft behaupten können.

 

An diesem Tag ging es um folgende Themen:

 

Selbstbewusstsein: Wie vertraue ich mir selbst, wie gehe ich mit meinen Gefühlen um und was ist Empathie?

Selbstachtung: Wie erlange ich Selbstkontrolle, was ist kritisches Denken, wie gelange ich zur richtigen Entscheidung?

Soziales Bewusstsein: Wie kommuniziere ich, wie löse ich Probleme, wie baue ich Beziehungen auf?

 

Wir waren fasziniert, wie engagiert die Mädchen bei der Sache waren und wie selbstbewusst sie aufgetreten sind. Während für Kinder in Europa Schule oftmals eine Last ist, wissen diese Mädchen ganz genau, das Bildung ihre einzige Chance ist, eine selbstbestimmte Zukunft zu haben. Der Unterschied der Mädchen zu ihren Müttern, die ebenfalls im Raum waren, war enorm.

Abschliessende Gedanken

 

Die Ganzheitlichkeit des GEP hat uns total überzeugt. Die Ergebnisse, die wir an diesem Tag zu sehen bekamen, waren unglaublich eindrücklich und haben Mut gemacht. Es scheint, als hat Room To Read wirklich an alles gedacht. Der Tag hat uns als Team sehr erfüllt.

 

Wir haben bei Room To Read nachgefragt, wie sie in der momentanen Corona-Situation ihre Arbeit fortführen. Einerseits sind die Mentorinnen mit den Schülerinnen in telefonischem Kontakt. Des Weiteren arbeitet Room To Read mit den Regierungen zusammen, um Schülern Lernmaterial via Radio und TV zur Verfügung zu stellen, die keinen Zugang zum Internet haben.

 

Es versteht sich von selbst, dass diese Zeiten ein herber Rückschlag für viele Schüler sind. Die Unterstützung solcher oder anderer Initiativen ist daher momentan umso wertvoller.

Wir wollen hier keinen Spendenaufruf starten. Sollte sich dennoch Jemand von euch fragen, wie man das GEP von Room To Read unterstützen kann, dann findet ihr hier mehr Informationen